Elinor, oder auch kurz Herrin wie sie sich gern ansprechen
ließ, hatte für meine Neuigkeiten erst einmal wenig über. Vielmehr
interessierte sie sich für meinen Kleidungsstil. Wer weiß, vielleicht wollte
sie ja auch so etwas haben. Ich erzählte ihr also wo ich die Sachen her hatte
und sie redete wild auf mich ein, aber auch wenn ich bereits einige Worte
verstand, so verschloss sich mir bei ihrem Redeschwall doch die Aussage. So
schnell konnte ich nun wirklich noch nicht in der alten Sprache denken. Ich sollte sie die in Hall begleiten, ihr war
es wohl draußen zu kalt, na mir soll es recht sein, dort gab es immer was zu
essen und zu trinken. Vorher erklärte sie mir jedoch – endlich mal etwas
langsamer und somit für mich verständlicher – dass die Sklavinnen nur angezogen
bleiben dürfen, wenn sie nur kurz in der Küche was erledigen müssen. Aha, so
läuft also der Hase. Na wenn es weiter nichts ist. Nichts leichter als das,
betrete ich die Hall halt nur noch durch die Küchentür und damit hat sich die
Angelegenheit zu aller Zufriedenheit erledigt. Dachte ich zumindest. Also gut,
während Elinor vorne durch die große Tür ging, flitzte ich um den Bau herum und
ging durch die Hintertür – Voila – das hätten wir also.
Anfänglich lachte Elinor noch über meinen Geistesblitz, aber
so richtig zu überzeugen schien er sie nicht. Wieder folgte ein Fluss von
Worten, der mir klar machen sollte, dass das mit dem Umgehen der hier wohl
geltenden – und wahrlich altertümlichen – Gesetze nicht so einfach ist, wie ich
mir das wohl vorstelle. Letzen Endes erklärte sie mir, dass sie wohl Ärger
bekommen würde, wenn sie mir das durchgehen lassen würde. Das wollte ich nun
wirklich nicht riskieren, schließlich war sie bisher immer gut zu mir gewesen.
Ich ging also wieder nach vorne wo diese Kleiderverschlingende Kiste stand und
legte meine Sachen da hinein und als ich schmollend wieder Richtung Küche tapste,
sah ich die beeindruckende Erscheinung von Eric hinter Elinor im Türrahmen
auftauchen. Augenblicklich schlug mein Herz schneller und mir schoss Farbe auf
die Wangen. Er musste sich wohl auch durch den Hintereingang in die Hall
geschlichen haben. Elinor hatte ihn nicht gehört und ich dachte wir müssen sie
gleich von der nächsten Wand kratzen so erschrak sie sich, als sein Brummbass
hinter ihr ertönte. Während Eric wohl vollauf zufrieden war, konnte Elinor nun
einen Blackwine vertragen. Ich beeilte mich in die Küche zu kommen und
servierte ihr das heiße Getränk so wie sie es mir beigebracht hatte. Eric
setzte sich auf seinen großen Stuhl an der Stirnseite der Tafel und unterhielt
sich mit Elinor als ein neuer Krieger die Hall betrat. Ihn hatte ich zuvor noch
nie hier gesehen. Oder doch? Keine Ahnung, bei so vielem Neuen was derzeit auf
mich einprasselte konnte ich mich jedoch nicht wirklich an ihn erinnern. Da
sich die Drei nun wieder angeregt ins Gespräch vertieften, suchte ich meine
heißgeliebte Katze und verzog mich mit ihr unter dem Tisch. Eric schien das
immer zu wittern, jedenfalls kaum war ich abgetaucht, tönte auch so sein Bass
der mir so durch Mark und Bein ging durch die Hall und rief meinen Namen.
Touché – wieder machte mein Kopf Bekanntschaft mit der
Tischplatte. Na klar, kaum gönnte ich mir eine Auszeit hatte er einen Wunsch.
Met wollte er haben, was sonst, aber diesmal kalt und wenn ich ihn richtig
verstand, dann so wie tags zuvor serviert, also vom Tisch aus. Na wenn er
meint, sollte er haben. Ich suchte in der Küche eines der Hörner das mir von
der Maserung her am schönsten erschien, wischte einmal kurz durch und füllte es
am Metfass. Vor dem Tisch blieb ich kurz stehen und schenkte Eric einen
Augenaufschlag bevor ich auf den Tisch krabbelte und mich darauf kniete, das
Horn in meinen Händen haltend und! Ohne etwas verschüttet zu haben. Er beugte
sich etwas zu mir und ich verstand, er wollte dass ich das Horn an seine Lippen
legte und ihn so zu trinken gab, auch das hatte ich mittlerweile begriffen und
verinnerlicht. Vorsichtig kippte ich das Horn etwas an, so dass er trinken
konnte und als er mein Knie leicht drückte, setzte ich es wieder ab. Über meine
Fortschritte erstaunt fragte er ob ich die Sprache nun besser verstehen würde.
Ich erläuterte ihm vorsichtig, wenn auch in meiner Sprache, dass ich ein Haus
mit medizinischen Nachschlagewerken gefunden hatte und mich da seit einiger
Zeit aufhielt. Elinor bestätigte wohl meine Worte und er schien nicht minder
überrascht zu sein. Die beiden unterhielten sich daraufhin wieder angeregt und
ich konnte wieder vom Tisch herunter, was mir auch wesentlich lieber war, doch
kaum hatte ich wieder vernünftigen Boden unter den Füßen machte Eric Anstalten
die Hall wieder zu verlassen – ohne mich! Das traf mich wie eine Ohrfeige, aber
gut, auch ich wollte keinen Ärger und so blieb ich als Häuflein Elend bei
Elinor und dem Fremden zurück. Elinor orderte einen Toast, den ich in der Küche
zubereitete und ihr servierte. Mein Unglück schien man mir wohl anzusehen, sie
versuchte mich ein wenig zu trösten und auch der Fremde griff beherzt nach
einem der Toasts.
Nach einer Weile, die
mir verdeutlichte dass ich Eric heute wohl nicht mehr zu Gesicht bekommen
sollte, fragte ich mit meinem spärlichen Wortschatz ob ich mich zurückziehen
durfte. Nachdem Elinor und auch der Fremde augenscheinlich keine Einwände
hatten, ging ich nach vorne, öffnete die Kiste und zog mich wieder an. Traurig
legte ich meinen Umhang um die Schultern und ging wieder zu dem kleinen
Häuschen und setzte mich dort an den Schreibtisch um wieder Papiere und Schriftrollen
zu wälzen.
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