Es war mir beim besten Willen nicht möglich zu verstehen was
dieser Bär von Mann mir verständlich machen wollte, aber er lächelte mich
freundlich an und hielt mir eine Hand hin, die ich nach einiger Überlegung auch
annahm, hoffte ich auf ein warmes Haus und vielleicht einen Tee um mich
aufzuwämen. Aber das Schicksal sollte mir noch übel mitspielen. Ich ließ mich
also durch die beiden großen Tore führen und sah mich nach allen Seiten um. Der
Schnee lag überall zu Haufen geschaufelt und davon gab es mehr als genug. Die
Häuser die ich sah erinnerten mich eher an ein altertümliches Dorf irgendwo in
Schottland oder Irland, auch die Kleidung dieses Mannes machte den Eindruck als
sei sie schon ein paar Jahrhunderte alt. Egal, wer immer sich diesen Scherz mit
mir erlaubt hatte, wird dafür schon noch seine Rechnung erhalten. Ich blieb
also auf der Hut, während mich der Riese sanft weiter in das Dorf bugsierte.
Noch ehe ich aber wirklich reagieren konnte, gab er mir einen weniger sanften Stoß,
der mich zu Fall brachte, ich war gelinde gesagt empört über dieses uncharmante
Verhalten, doch bevor ich auf die Füße kam, fielen auch schon meine Kleider zu
Boden. Der Kerl hatte doch tatsächlich gewagt mein Kleid – habe ich schon
erwähnt dass es ein teures Designerstück ist? – in Stücke zu schneiden. Nun lag
ich schimpfend und noch mehr frierend zu seinen Füßen im Schnee und jedes mal
wenn ich mich erheben wollte drückte er mich zurück auf den Boden. Ich fürchte
der Mistkerl hatte überhaupt keinen blassen Schimmer davon, wie kalt das auf
dem gefrorenen, schneebedeckten Boden war. Wie auch, er war ja in warme Pelze
gehüllt. Wenn das mal Peta sieht. Da ich ihn immer noch nicht verstehen konnte
und ich schon Angst hatte, irgendwann auf der Stelle festzufrieren, ließ ich es
erst einmal geschehen. Ein Wort wiederholte sich jedoch immer wieder. Er
faselte etwas von wegen Bond, deutete dabei auf mich. Meine Bemühungen ihn
davon zu überzeugen, dass mein Name nicht Bond, sondern Moira ist schlugen
fehl, also musste dieses Wort eine andere Bedeutung haben. Als er mich ein weiteres mal zu Boden auf die Knie vor sich drückte legte er mir einen Eisenreif um den Hals, ich hörte nur das Klicken eines Schlosses und bevor ich mich weiter beschweren konnte hob er
mich vom Boden auf und warf mich über
seine Schulter, als würde ich nichts wiegen.
Meine Kräfte waren schon ziemlich erschöpft so dass ich gar nicht erst versuchte
mich zu widersetzen. Er trug mich durch
das halbe Dorf, der Schnee knirschte unter seinen Schritten und meine Haut
brannte vor Kälte, als er mich in eines dieser kleinen Häuser trug. Mehr als
ein Holzbottich, ein Kamin und ein paar Felle waren dort aber nicht zu sehen.
Ich wurde auf dem Fell einfach abgeladen, der Hüne warf ein paar Scheite Holz
in den Kamin und entfacht auf primitive Art und Weise Feuer, dann ging er nach draußen
und brachte mit Eimern dampfendes Wasser, das er in den bereitstehenden Bottich
goss. Das sollte am Ende wohl ein warmes Bad werden, auch gut zumindest warm,
aber warum einfach, wenn es auch umständlich geht? Nach einem Wasserhahn hielt
ich aber vergeblich Ausschau. Also gut, besser als nichts, als der Bottich gut
gefüllt war, deutete er mir an ich könne ein Bad nehmen. Immerhin soweit
zivilisiert schien er ja zu sein. Vorsichtig stieg ich in das warme Wasser, es
brannte als würde mir die Haut abgezogen, so ausgekühlt war ich bereits,
langsam ließ ich mich ins Wasser gleiten und genoss es, wie sich die Wärme
ausbreitete und meine Lebensgeister wieder zurückkehrten, mit ihnen aber auch
die Müdigkeit. Viel hatte ich immer noch nicht verstanden, was mir der Kerl in
seiner Sprache erzählte, aber sein Name schien wohl Eric zu sein und wenn ich
weiter richtig verstanden hatte, bestand er darauf, dass ich ihn nicht mit
Monsieur, sondern mit Scharl oder so ansprach. Na wenn er meint! Für die Dauer
meines Kurzurlaubes hier und der besseren Verständigung halber, ließ ich mich
erst einmal darauf ein. Eric also
verließ das Badehaus als ich in der Wanne lag und kurz darauf kam ein Mädchen
zur Tür herein, auch sie in Kleidern, die bei uns nicht einmal die Clochards
tragen würden. Sie blickte mich ziemlich mitleidig an, doch auch sie verstand
ich leider nicht wirklich und bevor ich mich weiter mit Liva – so schien sie zu
heißen – auseinander setzen konnte, kam auch dieser Bär von Eric wieder zurück.
Er hatte eine Phiole in der Hand aus der ich trinken sollte.
Zumindest entnahm
ich das den Gesten der beiden. Ja sicher, bin ich verrückt? Das Zeug das aus so
kleinen Fläschchen kam, hatte selten etwas Gutes. Am Ende wollten die mir
irgendwelche Drogen verabreichen! Nichts da. Energisch widersetzte ich mich den
Wünschen der beiden. Liva‘s Blick wurde immer mitleidiger und fürsorglicher,
während Erics Blick sich mehr und mehr verfinsterte. Als er dann so etwas wie
eine Peitsche von seinem Gürtel nahm, überlegte ich es mir dann doch besser
anders. Ich würde früher oder später schon wieder zurück nach Avignon kommen.
Das Zeug schmeckte einfach widerlich, abartig bitter und ich hätte mich fast
übergeben. Eines stand nun fest, Freunde würden wir nicht werden. Mein Misstrauen
war geweckt. Liva legte mir noch einen Stapel Kleider hin und bedeutete mir,
dass ich diese anziehen könne. Mit spitzen Fingern sortierte ich die Stoffe
auseinander. Mon Dieu, wer trägt heutzutage solche Fetzen? Ich wurde den
Verdacht nicht los, dass ich eine Statistenrolle in irgendeinem
C-Klasse-Mittelalterfilm bekommen habe. Donc, spielen wir halt mal mit. Als ich
die Stoff- und Fellfetzen endlich angezogen hatte, folgte ich den beiden in
eine große Halle die auf einem Hügel stand. Doch das sollte noch nicht das Ende
meiner Demütigung sein.
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