Vakur

Vakur
neue Heimat?

Donnerstag, 26. Dezember 2013

In Ketten gelegt


Das Gebäude mit dieser riesigen Halle schien das größte in dem Dorf zu sein, zumindest hatte ich bis jetzt noch keines gesehen das diese Ausmaße hatte. Wir betraten also diese riesige Hall und Eric versuchte mir mit wenigen Worten klar zu machen, dass ich mich hier auszuziehen habe.
Ausziehen? Nackt? Hat sie der noch alle? Zuhause gehe ich noch nicht mal in die Sauna, weil ich es hasse, wenn man mich anstarrt, außerdem mag ich dieses Gesabber nicht. Nichts da, nun hatte ich schon Kleider, wenn auch nicht das, was ich mir wünschte, aber die blieben da wo ich sie haben will. Wäre ja noch schöner. Ich blieb also im Eingangsbereich dieser Hall stehen, so langsam kam mir die Sache immer mysteriöser vor und mein Misstrauen wuchs von Minute zu Minute. Es konnte also nur von Vorteil sein wenn ich darauf achtete, eine Wand im Rücken zu haben. Während sich Liva wie selbstverständlich ihrer Kleidung entledigte, ließ ich meinen Blick durch den mächtigen Raum wandern und erblickte noch zwei Fremde, die ich bei meiner Ankunft schon kurz einmal gesehen, aber nicht wahrgenommen hatte. Einen Mann und eine Frau, erst nach längerem sah ich noch ein Mädchen. Nackt!

Was war das hier? Ein Swinger Club für Arme? Eine Version von Schloß Roissy auf Mittelalter getrimmt? Eine solche Idee, mich hierhin zu verschleppen konnte nur von einem verschmähten Verehrer stammen, dessen war ich mir nun sicher. Ich hatte meine Gründe, niemals wird mich ein Mann anfassen der nicht auch mein Ehemann war – und ich hatte nicht vor zu heiraten. Mein Ziel war es eine angesehene Ärztin zu werden um in die Fußstapfen meines Vaters treten zu können und eines Tages seine Klinik zu übernehmen. Das Studium ließ mir also keine Zeit für solche Eskapaden wie Männer, außerdem verursachten sie eh nur Stress. Ich hielt mich auch von den ganzen Partys der Studienkollegen fern.

Ich musste hier raus und zwar schnellstens. Eric verschwand aus meinem Sichtfeld, ich suchte einen Weg aus dieser verzwickten Lage, aber alles was ich sah war die Tür in meinem Rücken, also war Rückzug angesagt. In Windeseile drehte ich mich um und riss die Türen auf die nach draußen gingen und prallte gegen etwas weiches, haariges – Eric! Wo kam er denn nun her? Als wäre ich eine Feder fing er meinen Lauf ab und trug mich wieder in die Hall, er schien allerdings wenig begeistert über meinen Fluchtversuch. Kaum hatte ich wieder festen Boden unter den Füssen, versuchten die beiden – nackten – Mädchen auf mich einzureden. Nicht dass mir mein Kopf schon genug brummte, die auf mich einprasselnden Wörter in dieser eigenartigen Sprache machten es nicht besser. Nun kam auch noch dieser Schrank von Mann immer näher auf mich zu. Merde – wo war der nächste Fluchtweg? Ich sah mich panisch um und drückte mich dabei immer weiter in die hintere Ecke des Raumes. Jetzt saß ich endgültig in der Falle. Liva begann jetzt auf ihn einzureden und hatte ihn wohl davon überzeugt, dass es besser ist mich in Ruhe zu lassen, allerdings begann sie mit diesem anderen Mädchen zu tuscheln. Auch die beiden angezogenen Leute mischten sich hin und wieder in das Gespräch ein, Worte flogen hin und her von denen ich nicht wirklich etwas verstand außer ab und an mal meinen Namen. Kurz darauf verließ das zweite Mädchen die Hall nachdem sie sich angezogen hatte und kehrte kurz darauf zurück. Keine Ahnung was sie vorhatte. Liva bugsierte mich in der Zwischenzeit an den Tisch und ich setzte mich auf die Bank. Zeit, etwas durchzuatmen. Diese ganzen Eindrücke machten mich langsam immer müder, aber unter den ganzen Fremden musste ich wachsam bleiben, wer weiß was sie noch alles vor hatten. Die beiden – nackten – Mädchen begannen hinter meinem Rücken zu tuscheln, irgendwas schienen sie vorzuhaben. Während Liva sich Mühe gab, beruhigend auf mich einzureden, pirschte sich das andere Mädchen hinterlistig an mich heran, noch bevor ich reagieren konnte, spürte ich ein brennen an der Hüfte, als ob mich eine Hornisse gestochen hätte. Eine Spritzennadel – schoss es mir sofort durch den Kopf. Na bravo – also doch Drogen. Ich sprang auf und war mir ziemlich sicher, dass ich nicht weit kommen würde, weil mich irgendeine bewußtsteinsbeeinträchtigende Substanz gleich von den Beinen fegen würde. Der Ausgang schien mir meine einzige Rettung zu sein.
Obwohl er eben noch ziemlich angesäuert schien, hatte Eric nun wohl doch ein Einsehen und brachte mich in ein Haus, das wohl das seine war. Im Vorbau standen zwei übermächtige Destillen. Ob er da wohl die Drogen für das Dorf zusammenbraut? Wir gingen durch den Vorbau, durch einen Vorraum und kamen in ein Zimmer das klein und ziemlich vorsintflutlich eingerichtet war für meinen Geschmack. Also eine Studentenbude war das nicht.  Die Möbelstücke stammten sicher aus keinem Möbelhaus, oder es waren teure Designerstücke eines ausgeflippten Möbeldesigners mit Mittelalterambitionen.  Es lag viel Fell herum und ein großes hing auch an der Wand. Naja.. immerhin war Fell nicht billig.
Das Sofa machte einen gemütlichen Eindruck das schien auch Liva zu denken, die uns gefolgt war und sich es jetzt auf Erics Schoss bequem machte. Die beiden wechselten einige Worte und Liva zog hinter dem Schlafverschlag der in der Ecke stand eine massive Kette hervor mit der sich mich fixierte. Man hatte wohl Angst dass ich mich aus dem Staub machen würde. So ganz Unrecht hatten sie damit auch nicht. Die glaubten doch nicht im ernst dass ich freiwillig länger hier bleiben würde. Während ich also festgekettet in dem Raum zurückblieb zog sich Eric in den oberen Bereich zurück wo wohl ein gemütliches Bett stand. Schon einige Zeit später jedenfalls konnte ich ihn schnarchen hören, dass ich mir sicher war am nächsten morgen hatte er den halben Baumbestand des Dorfes zu Kleinholz verarbeitet.

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